Erfahrungsberichte

Friederike (21) - Aug/Sep 2015 - Dauer: 4 Wochen

Was?! Du willst nach Kenia zurück?! Willst du dieses Jahr nicht mal in Deutschland bleiben? Diese Frage habe ich nicht nur einmal von Verwandten und Freunden gehört, als ich ihnen von meinen Plänen erzählte, meine Semesterferien in Kenia verbringen zu wollen. Aber meine Antwort war eindeutig: Nein, das wollte ich nicht. Nachdem ich bereits nach dem Abitur ein Jahr lang in Westkenia gelebt und einen Freiwilligendienst absolviert hatte, packte mich nun – ein Jahr später – das Heimweh zu meiner zweiten Heimat und ich beschloss das Pflegepraktikum für mein Studium in einem kenianischen Krankenhaus zu machen. Meine Wahl dies über KEDOVO zu organisieren war schnell gefasst, da ich zum einen das Konzept des Vereins überzeugend und ehrlich fand und mir dies zum anderen die Möglichkeit gab, einen mir bis dahin noch weitestgehend unbekannten Teil Kenias und seine Menschen kennenzulernen.

Auch wenn mir viele Abläufe des kenianischen Alltags schon bekannt waren, bot mir das Leben in der Gastfamilie viele neue Eindrücke, neue Sichtweisen und die Möglichkeit kulturelle Unterschiede innerhalb der kenianischen Gesellschaft zu erkennen. Die Familie hat mich ausgesprochen freundlich aufgenommen und war jederzeit bereit meine Fragen zu beantworten, aber genauso interessiert daran, mehr über mich und das Leben in Deutschland zu erfahren.

Ebenso positiv kann ich über den Verlauf meines Praktikums berichten. Auch wenn es kleine Anlaufschwierigkeiten gab, da die Ärzte und Schwestern in dem öffentlichen Krankenhaus (Nyeri Provincial Hospital), in dem ich eigentlich arbeiten sollte, an meinem ersten Arbeitstag anfingen zu streiken und ich kurzfristig noch in ein anderes privates Krankenhaus (P.C.E.A Tumutumu Hospital) wechseln musste, verliefen die restlichen vier Wochen ohne Probleme. Ich blieb jeweils für eine Woche auf einer Station, so dass ich am Ende des Praktikums das gesamte Krankenhaus kennengelernt hatte. Durch die Offenheit und Hilfsbereitschaft der Schwestern, Ärzte und Schwersternschüler/-innen fiel es mir relativ leicht Anschluss zu finden und mich einzuarbeiten. Vom Prinzip waren viele der zu verrichtenden Arbeiten die gleichen wie ich sie von vorherigen Praktika aus Deutschland kannte, jedoch sind die Geräte und Methoden doch teilweise sehr unterschiedlich, sodass es einiges für mich zu lernen gab. Die größte Herausforderung war jedoch die Sprache, da gerade viele ältere Patienten nur die lokale Sprache Kikuyu beherrschten. Da mir bewusst war, dass ich Kikuyu nicht innerhalb so kurzer Zeit lernen konnte, probierte ich auf meine Bruchstücke Kiswahili aufzubauen, die ich noch von meinem vorherigen Aufenthalt beherrschte, da viele Menschen deutlich besser Kiswahili sprechen als Englisch. So konnte ich zum Ende hin zumindest die wichtigsten Sachen sagen und einiges verstehen. Bedingt durch den Streik in den öffentlichen Krankenhäusern war das Tumutumu Hospital fast die ganze Zeit voll ausgelastet und es gab den ganzen Tag mehr als genug zu tun. Zu meinen Aufgaben gehörte es vor allem Patienten zu waschen, ihnen Essen zu geben, Betten zu wechseln, Wunden zu versorgen, Blutdruck/Blutzucker etc. zu messen und Medikamente zu verteilen, aber ich konnte oft auch bei den Visiten der Ärzte dabei sein, genauso wie bei Geburten und einem Kaiserschnitt. Wenn ich abends nach Hause kam war ich meist echt müde, aber fast immer hatte ich etwas Neues gelernt, sodass ich mich gefreut habe am nächsten Tag zurückzugehen.

Die Wochenenden habe ich dazu genutzt mir andere KEDOVO-Projekte anzuschauen, wie z.B. das Waisenhaus und das Hühnerprojekt der Frauen, habe die Umgebung erkundet (Wanderung auf den Nyeri Hill, Besuch auf dem Markt in Chaka), habe Verwandte der Familie in Naivasha besucht, war auf einer Familienfeier in der Nähe von Nairobi oder habe mich einfach ein bisschen ausgeruht.

Alles in allem kann ich sagen, dass mir auch mein zweiter Aufenthalt in Kenia sehr gut gefallen hat und ich sowohl aus kultureller als auch aus medizinischer Sicht viele neue Erfahrungen sammeln konnte. Jedem, der an anderen Kulturen und Lebensweisen interessiert ist, kann ich diese Erfahrung nur ans Herz legen. Wenn man sich wirklich auf die Menschen einlässt und den Kontakt sucht, ist diese Art von Reise ein unvergessliches und ausgesprochen bereicherndes Erlebnis, das nicht nur die eigenen, sondern auch die Sichtweisen der Menschen vor Ort ein wenig verändert. Zumindest für mich wird dies sicherlich nicht die letzte Reise nach Kenia gewesen sein! Kwaheri na asanteni sana!

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