Erfahrungsberichte

Matthias (27) - April 2017 - Dauer: 4 Wochen

Auf jeden Fall den afrikanischen Kontinent kennenlernen, jedoch nicht (nur) als Tourist. Unter dieser Voraussetzung machte ich mich Anfang des Jahres 2017 auf die Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, um mindestens ein afrikanisches Land südlich der Sahara hautnah zu erleben. Nach einigen Recherchen stellte sich recht schnell heraus, dass eine Teilnahme am Volunteerprogramm von KEDOVO perfekt zu mir passt: Die niedrigen Teilnahmegebühren schmeichelten meinem Studentenbudget und die Aussicht auf ein mehrwöchiges Zusammenleben mit den Menschen vor Ort sowie die Möglichkeit währenddessen eine soziale und nachhaltige Tätigkeit ausüben zu können, überzeugten mich von Beginn an. Die Anmeldung für das Volunteerprogramm und die damit verbundene Kommunikation verlief völlig problemlos und so konnte ich schon bald mein Flugticket nach Kenia buchen.

Einige Wochen später landete ich in der Nacht auf den 31. März 2017 auf dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi und wurde dort von Zackie – einem der Programmverantwortlichen – persönlich abgeholt. Nach einer aufregenden ersten Autofahrt auf den dunklen Straßen Kenias erreichten wir gegen Mitternacht die Unterkunft, über die ich ausschließlich positiv berichten kann. In unmittelbarer Nähe zur örtlichen Ndurutu Primary School gelegen, lässt es sich ruhig und entspannt dort wohnen. Eine große Küche, Sanitäranlagen nach europäischer Art und genügend Platz für sämtliches Reisegepäck machen einen Aufenthalt dort sehr angenehm. Insbesondere die große Terrasse habe ich während meines Aufenthalts sehr genossen und in meiner Freizeit dort den einen oder anderen Roman verschlungen.

Apropos Freizeit: Das Volunteerprogramm von Kedovo ist so ausgestaltet, dass auch für touristische Aktivitäten und Ausflüge definitiv genügend Zeit bleibt. Dem zuträglich ist sicher auch die – für deutsche Verhältnisse – sehr entspannte und genügsame Arbeitsweise in Kenia. So konnte ich gemeinsam mit Zackie bereits an meinem ersten Wochenende die Ol Pejeta Conservancy in der Nähe der Stadt Nanyuki besuchen und im Rahmen dieser Minisafari die vielfältige und beeindruckende Tierwelt Kenias erleben. Zebras, Nashörner, Elefanten und Büffel sind nur einige der Arten, die wir dort innerhalb eines Nachmittags in freier Wildbahn (!) bestaunen konnten. Darüber hinaus konnte ich sowohl meinen Geburtstag als auch das Osterfest in Kenia feiern und hatte dadurch auch in meiner Freizeit einen wirklich sehr intensiven Kontakt zu den Menschen vor Ort und insbesondere zu den Freunden und Familien des KEDOVO-Teams. Partys in Nyeri, entspannte Abende in den umliegenden Bars, eine Wanderung auf den Nyeri Hill und viele andere Freizeitaktivitäten und kulturellen Aspekte des kenianischen Alltags konnte ich während meines gut vierwöchigen Aufenthalts in Kenia erfahren.

Im Hinblick auf meine Mitarbeit an den verschiedenen Projekten von KEDOVO stand die erste Woche ganz im Zeichen der Ndurutu Primary School. So half ich während der ersten Tage beim Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes mit, welches zukünftig sowohl die Lern- als auch die Lehrbedingungen für die Schüler und Lehrer der Schule verbessern soll. Konkret unterstützte ich das Team vor Ort z.B. beim Bau der Veranda des Hauses oder dem Streichen der Innenräume. Neben der aktiven Mitarbeit war v.a. der Kontakt mit den Schülern etwas ganz besonderes. Obwohl die Kinder durch die regelmäßigen Volunteers aus Deutschland an Europäer gewöhnt sind, stand ich dennoch täglich im Mittelpunkt des neugierigen und freudigen Interesses und konnte mich stets und sehr gerne auch als Spielkamerad in den Unterrichtspausen betätigen. Dabei konnte ich mich auch von den weithin bekannten, läuferischen Leistungen der Kenianer überzeugen und bei einem Wettrennen mit den Schülern nur ganz knapp gegen die etwas älteren Schüler bestehen ;) Insgesamt war meine erste Woche an der Schule also sehr arbeitsintensiv, gleichzeitig aber auch mit einer Menge Spiel und Spaß verbunden.

Durch die beginnenden Schulferien in Kenia kam das Bauprojekt in meiner zweiten Woche vorerst zum Erliegen und so betätigte ich mich an einem weiteren Projekt, der Installation von kleinen Solaranlagen. Für uns Europäer unvorstellbar, gibt es in Ndurutu einige Familien, deren Zuhause nicht an das öffentliche Stromnetz angebunden ist und denen damit keine Elektrizität zur Verfügung steht. Um die Situation dieser Familien zu verbessern, stehen kleine Solaranlagen für den Heimgebrauch zur Verfügung, die den Familien durch KEDOVO kostenfrei zur Verfügung gestellt werden und bei deren Aufbau und Einrichtung ich ebenfalls mitgewirkt habe. Über die kleine Solaranlage können u.a. drei mitgelieferte Deckenlampen betrieben werden, damit den Familien zukünftig auch nach dem Einbruch der Dunkelheit Licht zur Verfügung steht. Dieses Projekt zeigte mir auf sehr eindringliche Weise, dass auch im Jahr 2017 noch eine große Lücke zwischen der Qualität der Lebensbedingungen in verschiedenen Regionen der Welt klafft und unser westlicher Wohlstand nach wie vor nicht selbstverständlich ist.

Aufgrund des langen Osterwochenendes, das wir mit einem typisch kenianischen BBQ feierten, kam meine dritte Arbeitswoche etwas gemächlicher in Gang und nach einem sehr entspannten Ostermontag betätigten wir uns für den Rest der Woche erneut am Aufbau des neuen Schulgebäudes. Schließlich gestaltete sich meine letzte Woche in Kenia als sehr vielseitig und abwechslungsreich. Zu Beginn der Woche reparierten wir eine der Biogasanlagen, die manche Familien für den Betrieb ihrer Gasherde einsetzen und deren Aufbau ebenfalls ein Projekt von KEDOVO ist. Außerdem beschäftigten wir uns mit dem Dreh eines kleinen Videos für potenzielle Sponsoren. Den Mittwoch verbrachten wir ausschließlich im KEDOVO-Büro in Nyeri, um das Sponsorenvideo zu bearbeiten und weitere organisatorische Angelegenheiten zu erledigen. Als Abschluss meines Aufenthalts besuchten wir zum Ende der Woche die zahlreichen Familien in Ndurutu, die von einem der vielen Projekte Kedovos profitieren. Dabei konnten wir von den Familien u.a. Erfahrungswerte über den Einsatz der kleinen Solaranlagen einholen und gleichzeitig die Funktionsfähigkeit der Anlagen überprüfen sowie kleinere Reparaturen durchführen.

Im Rückblick bot mir mein Aufenthalt in Kenia mit KEDOVO genau das, was ich mir zu Beginn erhofft hatte: Da ich meine gesamte Zeit in Kenia mit den Einheimischen verbrachte, konnte ich tief in die kenianische Kultur eintauchen und das Land so intensiv erleben, wie es mir als bloßer Tourist höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Gleichzeitig konnte ich durch die verschiedenen Projekte einen Einblick in die Herausforderungen des kenianischen Alltags gewinnen und durch meine Mitarbeit und Unterstützung zumindest einen kleinen Beitrag zur Überwindung dieser Herausforderungen und zur Verbesserung der dortigen Lebensbedingungen leisten. Schließlich konnte ich durch die Ausflüge an den Wochenenden auch die touristische Seite Kenias erleben und insbesondere die atemberaubende Landschaft sowie die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt des Landes in vollen Zügen genießen. Kurzum: Meine Reise nach Kenia bot mir „das volle Programm“ und einer nachträglichen Verlängerung meines Aufenthalts standen nur die hohen Kosten der Änderung meines Rückflugs im Wege. Zu guter Letzt möchte ich mich bei meiner Gastfamilie, dem Team von KEDOVO und den zahlreichen Freunden und Bekannten in Kenia bedanken, die meinen Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Asante sana!

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