Erfahrungsberichte

Mailin (23) - Aug/Sep 2014 - Dauer: 4 Wochen

Ich bin vier Wochen mit KEDOVO e.V. in dieses kleine kenianische Dorf gereist, um alles über den Weg des Kaffees, den ich täglich so genüsslich trinke, zu erfahren. Von der Pflanze, über die Kirsche und den Rohkaffee, bis hin zur Röstung. Und um in eine fremde Kultur einzutauchen, weswegen ich unbedingt in einer Gastfamilie und in keinem Volunteer-Haus unterkommen wollte, wo man meist doch mehr Tourist ist. Nach den vier Wochen habe ich nicht nur unglaublich viel über die Kaffeepflanze und -verarbeitung gelernt und über die Wichtigkeit von fairem Kaffeehandel (da der Kaffee-Großhandel sehr korrupt ist) und auch über die Kultur der Bewohner Ndurutus, ich habe sogar eine neue Familie gewonnen.

 

Vormittags habe ich immer im Projekt gearbeitet. Das war größtenteils in der Wet-Mill, welche im gleichen Dorf liegt. Dort bringen die Kaffeebauern der Umgebung ihre roten Kaffeekirschen hin. Diese werden dort geschält, fermentiert, gewaschen, getrocknet, sortiert und zur Lagerung in Säcke gepackt. Außerdem kann man hier auch etwas über afrikanische Buchhaltung lernen und bekommt Einblicke in die Produktionsmengen und in die Krankheiten von Kaffeepflanzen und -bohnen. Mein Highlight: Barfuß in einem Becken voller Kaffeebohnen stehen, um sie durchzuwaschen oder mit den Händen durch die Bohnen fahren, während sie in der Sonne trocknen!

 

In der Projektzeit habe ich mit meinem Gastbruder zusammen auch die anderen Kaffeebauern im Ort besucht. Wir sprachen über ihre Arbeit, die Problematik afrikanischer Kaffeebauern und ihre Kenntnisse zur Pflege der Kaffeepflanzen. Auch hier konnte ich selbst aktiv werden in der Düngung und Beschneidung der Pflanzen und natürlich beim Pflücken der Kaffeefrucht. Es gab auch zwei themenbezogene Ausflüge: Einmal zur Kaffee-Baumschule und der Dry-Mill in Othaya, wo der „Pergamentkaffee“ aus der Wet-Mill gehäutet wird, mit dem grünen Rohkaffee als Endprodukt. Es war super spannend, da mir hier auch die Geschichte des Kaffees in Kenia erklärt wurde und wir anschließend verschiedene Kaffeesorten geröstet und verköstigt haben. Der zweite Ausflug war auf die Agrarkultur-Messe. Hier ging es nicht nur um Kaffee, sondern auch um Maschinen der Landwirtschaft, Tiere und alle Pflanzen/Früchte/Gemüsesorten und -samen, die es in Kenia so gibt. Das war auch nochmal toll für ein besseres Verständnis des Landes.

 

Nachmittags hatte ich meist frei. Ich bin nicht viel verreist, weil das dann ganz allein als weiße junge Frau doch nicht unbedingt empfehlenswert ist, aber auch weil ich unbedingt das Familienleben miterleben wollte! Ich habe viel meiner Gastmama geholfen oder durfte mit zu Familienfesten gehen. Es gab zwar Momente (als ich mit der Kultur noch nicht so vertraut war), in denen ich dachte, die Kenianer sind keine Fans von Höflichkeit, jedoch waren alle Gastfamilienmitglieder und die Arbeiter/-innen im Projekt zu jederzeit sehr lieb und großzügig. Ich wurde wie selbstverständlich in diese Familie aufgenommen und integriert. Die Arbeiter/-innen waren immer froh und sogar dankbar, dass man bei ihnen war, was ein schönes Gefühl war. Auch meine Gastbrüder haben mich mal mit in eine Kneipe genommen oder wir sind zusammen zum Fluss spaziert oder sind in einen Nationalpark gefahren. In die Nachbarstadt Chaka auf den Markt oder in die nächstgrößere Stadt Nyeri konnte ich nach etwas „Matatu“-Erfahrung auch im Alleingang.

 

Das Haus der Gastfamilie war luxuriöser als ich es mir vorgestellt hatte, trotzdem habe ich z.B. gelernt, wie man seine Wäsche mit der Hand wäscht, Spinat in der Hand ohne Brettchen kleinhackt, und wie man ohne viele Hilfsmittel für 8-15 Leute afrikanische Spezialitäten zubereitet und über dem Feuer kocht.

 

Zugegeben: Es gab auch Momente, in denen ich mir total fremd und etwas verloren vorkam. Aber wenn man sich auf die Kultur einlässt und sie akzeptiert, kann man so unglaublich viel lernen und begegnet so vielen herzlichen Menschen, so dass ich am Ende sogar sehr traurig war wieder zu gehen. Und wenn mal nicht alles wie geplant klappt oder zur verabredeten Zeit, dann hilft der Spruch: T.I.A. (This is Africa!) :-) KEDOVO e.V. schenkte mir eine unbezahlbare Erfahrung, die ich nicht missen will! Danke.

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